Am 19. Juni 1999 unterschrieben die Europäischen BildungsministerInnen eine Erklärung, die „Bologna Erklärung“ genannt wurde. Sie sollte den Alltag von vielen Studierenden verändern. Das Ziel dieser Erklärung war, das Leben von Studierenden in Europa leichter zu gestalten. Die BildungsministerInnen hielten es für notwendig, sich regelmäßig zu treffen, um den Prozess auszuwerten und gegebenenfalls die Hochschulreform an aktuelle Entwicklungen angleichen zu können.

In der letzten Youngstars-Ausgabe haben wir einen kurzen Einblick in die neue Hochschulreform bekommen, die nun schon einen sehr langen Weg hinter sich gebracht hat. Schließlich ist sie an den Hochschulen angekommen. Aber wie haben die Universitäten die Reformen umgesetzt? In der Erklärung von 1999 steht: “Wir erwarten von den Universitäten noch einmal schnell und positiv zu reagieren und aktiv am Erfolg unseres Bestrebens teilzunehmen.“ Haben die Universitäten diese Erwartungen erfüllt?
Der Umstieg auf das Bachelor- und Mastersystem sollte Studierenden Freiheiten geben: die Freiheit, die Universität und auch das Land, in dem sie studieren, so einfach wie nur möglich wechseln zu können. Außerdem sollte ein internationaler Vergleich möglich gemacht werden. Das ist an sich eine super Idee und bietet in der Theorie auch viele Möglichkeiten für Studierende, sich individuell weiter entwickeln zu können. Diese Ideen sind allerdings an den Universitäten sehr spät umgesetzt worden und oft zeigt sich in der Praxis, dass das alles gar nicht so einfach ist, wie es scheint.
Ich habe Studierende interviewt, um herauszufinden, wie deren alltägliche Realität an den Unis aussieht. Generell erkennen wir in den Aussagen meiner Interviewpartnerinnen, dass die Umsetzung des Bologna-Prozesses nur teilweise befriedigend für die Studierenden ist. Das Studium ist nicht einfacher geworden - eher das Gegenteil ist mittlerweile Unialltag. Die Studierenden sind durch die Prüfungsanforderungen überlastet und haben keine Zeit mehr, Mensch zu sein. Wer eine Woche krank ist, gerät im „Rat Race“ um Bildung nur noch zusätzlich unter Druck. Jedoch ist der Uniwechsel an sich, also die Mobilität der Studierenden, den Erfahrungen von Anna S. nach zu urteilen, wohl tatsächlich einfacher geworden. Die Unterschiede zwischen den Universitäten allerdings scheinen gravierend.
Mittlerweile gibt es an einigen Universitäten bereits Revisionen der neuen Studienordnung. Diese Revisionen treiben die Leistungsanforderungen allerdings oft noch zusätzlich in die Höhe.
Das Leben von Studierenden ist nicht einfacher geworden seit den Beschlüssen von 1999. Da aber die MinisterInnen, die über unseren Unialltag entscheiden, sich im Turnus von zwei Jahren treffen, gibt es durchaus noch Hoffnung, dass Studieren wieder einfacher werden könnte. Solange müssen wir wohl die Suppe auslöffeln, die uns eingebrockt wurde.
Theresa, 21, Deutschland