Gastbericht zum Jugendgipfel in Rom
Anlässlich des 50. Geburtstages der Europäischen Union organisierte die Europäische Kommission in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Jugendforum einen Jugendgipfel in Rom - am dem Ort, wo vor 50 Jahren die Römischen Verträge unterzeichnet worden waren, der Grundstein für die heutige EU. Der Themenschwerpunkt war allerdings etwas anders als bei dem Treffen der Regierungschef(innen)s in Berlin gelegt. Während dort die Spitzen aus Politik versuchten, die Nähe des Volkes zu suchen und zu feiern, ging es in Rom um die Zukunft, genauer die nächsten 50 Jahre, der EU. Zu diesem Zweck entsandte jede EU-Nation sechs Delegierte, die ein Wochenende lang in verschiedenen Workshops über die Zukunft der EU-Verfassung, die zukünftige Entwicklungs- und Außenpolitik, bürgerliches Engagement, Natur- und Umweltfragen und über die Wirtschaftspolitik diskutierten. Damit sich bei diesen Diskussionen die Meinung möglichst vieler Jugendlicher widerspiegelte, organisierten die verschiedenen nationalen Jugendverbände im Vorfeld des Gipfels diverse Diskussionsworkshops innerhalb ihrer Länder, deren Ergebnisse zusammengefasst und uns im Vorfeld zugemailt worden waren, um einen Überblick über die Standpunkte der anderen Nationen zu gewinnen.
Am Anfang war es gar nicht so einfach für mich, sich durch dutzende Seiten nationaler Statements zu lesen, die auf Englisch oder Französisch verfasst waren. Meine Französisch- und Englischstunden – die ich nie besonders mochte – liegen doch schon einige Jahre hinter mir. Doch als ich im Flieger nach Rom saß und die letzten Seiten durchlas, hatte ich das Gefühl, gut für den Gipfel vorbereitet zu sein. Kurioserweise saßen neben mir zufällig zwei weitere Teilnehmer des Jugendgipfels, was sich herausstellte als wir alle unsere Unterlagen mit dem Jubiläumslogo rausholten.
In Rom angekommen, es war Donnerstagabend und wir hatten zwei Stunden Verspätung, wartete bereits eine Italienerin in der Gepäckhalle auf uns, die uns mit einem lauten „Ciao!“ empfing und uns anschließend zu einem Taxi führte, das uns ins Hotel brachte. Ich hatte von der Reiseagentur der Europäischen Kommission, die unseren Aufenthalt komplett organisierte, einen Flug am Donnerstagnachmittag bekommen, da am Freitagmorgen keine Flüge mehr zu buchen waren. So hatte ich am Abend noch Zeit, einige andere Teilnehmer(innen) kennenzulernen.
Der Freitag war von organisatorischen Dingen geprägt, während am Samstagmorgen die offizielle Eröffnung in der Universität von Rom stattfand, bei der auch zahlreiche Politiker(innen) sprachen. Mittags waren die verschiedenen oben bereits erwähnten Diskussions-Workshops. Zwischendurch gab es immer wieder – typisch italienisch – ausgiebige Essens- und vor allem Kaffee- und Cappuccino-Angebote. Diese Pausen erwiesen sich für mich als die interessantesten „Programmpunkte“, da man dort am einfachsten Kontakte zu den anderen knapp 250 Teilnehmer(inne)n knüpfen konnte und schnell ins Gespräch kam.
Samstagabend war ein großes Gala-Dinner, wo sich für uns die Gelegenheit bot, Fragen an Politiker(innen) zu stellen und interessante Anekdoten aus Treffen und Diskussionen zwischen Politiker(inne)n zu hören. Währenddessen schrieben vorher ausgewählte „Workshop-Sprecher“ die mittags verfassten Statements zu den politischen Themen zusammen. Aus den über 100 Seiten Statements aus den einzelnen Länder-Diskussionen im Vorfeld und den Workshops entstand ein vierseitiges Abschlussdokument – unsere Botschaft für die Regierungschef(innen)s. Eine Aufgabe, die bis in die Nacht dauerte, und ich war froh, nicht in diesem Komitee zu sitzen, da es an manchen Stellen um jedes einzelne Wort ging. Am Sonntag wurde dieses Dokument in einem Festakt im römischen Capitol dann den Vertreter(inne)n des EU-Parlaments, der Europäischen Kommission und den Regierungschef(innen)s übergeben, die natürlich versprachen es ausführlich zu studieren.
Insgesamt war es für mich eine sehr schöne Erfahrung, an einem europäischen Politikgipfel teilzunehmen und ein bisschen hinter die Kulissen der großen Politik zu schauen. Die Jugend hat ihre Zukunftsvisionen formuliert und geäußert. Was aus dem Abschlussdokument wird, müssen nun die Politiker(innen) entscheiden.